Krankheiten und Verletzungen.
Was ich so über die Gesundheitsprobleme von Axolotl weiß. Leider (oder gottseidank) nicht allzuviel.
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Diese Website kann und will nicht den Gang zum Tierarzt ersetzen. Leider ist das ein Gang, den viele Axolotl-Halter überhaupt nicht machen können: Es ist schon schwer genug, einen fähigen Tierarzt zur Behandlung von Reptilien zu finden. Noch schwerer wird es bei Amphibien, und wenn es dann noch Kiemenatmer sind, hört der Spaß ganz auf. Was bleibt, ist oft genug nur die Therapie in Eigenarbeit.
Aber bitte, verlaßt euch nicht ausschließlich auf das, was ich im Folgenden schreibe. Ich kann letztendlich auch nur auf meine eigenen Erfahrungen und auf Recherchen zurückgreifen. "Nach bestem Wissen und Gewissen" ist sicherlich eine passende Legitimation für meine Angaben, aber vielleicht nicht unbedingt der Spruch, den du deinem Axolotl auf den Grabstein schreiben willst.
Deshalb der wichtigste Rat vorab: Wenn möglich, such dir einen Tierarzt, bevor dein Tier krank wird. Es ist nicht wirklich prickelnd, mit einem kranken und gestressten Axolotl im Eimer von der Katzenklinik zum Pferdedoktor zu pilgern, nur um schließlich zum Opfer eines "Vitaminspritzers" zu werden (was leider viel zu häufig vorkommt und das Leben des Tiers kosten kann). Wirf einen Blick auf eine Liste von amphibien-kompetenten Tierärzten, zum Beispiel die Tierarztliste der DGHT, such dir einen Tierarzt in deiner Nähe aus, ruf ihn einfach mal unverbindlich an und frage, ob er für Axolotl die richtige Adresse ist. Im Notfall brauchst du dann nicht erst noch zu suchen.

Verletzungen


Schwanz ab: Für militante Emanzen ein Wunschtraum, für Axolotl kein Grund zum Verzweifeln.
In der "freien Wildbahn" verletzen sich Axolotl eigentlich ständig. Im Aquarium sicher nicht so oft, aber kaum ein Axolotl wird eine volle Lebensspanne hinter sich bringen, ohne gelegentlich einen "Kratzer" abzubekommen. Speziell wenn man mehr als einen Axolotl in einem Becken hält, ist es unvermeidlich, daß sich die Tiere gelegentlich gegenseitig beißen. Das ist (nicht wörtlich nehmen) eigentlich kein Beinbruch, denn die Natur hat den Axolotl mit einer einmaligen Regenerationsfähigkeit ausgestattet. Selbst abgebissene Beine wachsen komplett nach (bei Jungtieren schneller, bei älteren Tieren langsamer). Auf dem nebenstehenden Foto siehst du den Schwanz eines Tieres, dessen Spitze von einem anderen im Eifer des täglichen Futterneids abgebissen wurde. Das Foto ist etwa zwei Wochen später entstanden, mittlerweile ist der größte Teil des fehlenden Stücks schon wieder nachgewachsen. Verstümmelungen sind also an sich meist kein Problem. Was durchaus zum Problem werden kann, ist allerdings eine unharmonische Vergesellschaftung, in der das Tier immer wieder verletzt wird, ohne die nötige Ruhe für die Regeneration zu bekommen. So etwas muß selbstverständlich vermieden werden.
Anders als Verstümmelungen erfordern die selteneren Frakturen der Gliedmaßen manchmal ein Eingreifen des Halters. Leider geht die sensationelle Selbstheilungskraft der Tiere nicht so weit, daß gebrochene Beine sich selbst schienen (das wäre vielleicht auch ein bißchen zu viel verlangt). Ein nach einer Fraktur falsch zusammengeheiltes Bein kann allerdings das Tier langfristig so behindern, daß nach einem Beinbruch oft eine Amputation angeraten ist, zumal wenn das Tier noch nicht besonders alt und die Regenerationsfähigkeit noch stark ausgeprägt ist. Ein sauber amputiertes Bein wächst normalerweise vollständig und ohne Fehlbildung wieder nach.
Die Anleitung für die Amputation habe ich vorsichtshalber auf eine Popup-Seite geschrieben, damit Leute mit schwachen Nerven und/oder empfindlichem Magen das nicht unbedingt lesen müssen. Wenn du dich selbst nicht traust, die Amputation durchzuführen, kannst du das auch von einem Tierarzt machen lassen. Wenn der Tierarzt keine Erfahrung mit Amphibien hat, solltest du ihn allerdings darauf hinweisen, daß die Wundstelle nach der Amputation nicht verödet werden muß und blutstillende Maßnahmen überflüssig sind und dem Tier schaden können.
Weitaus gefährlicher als die meisten Verletzungen selbst sind übrigens Verpilzungen, die an Wundstellen entstehen können. Allerdings ist die Behandlung nicht allzu problematisch. Womit wir zum nächsten Thema kommen:
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Fungaler Befall

Ähnlich wie die meisten Fische verfügen Axolotl über eine schützende Schleimschicht, die die Haut überzieht und als Barriere gegen Pilze und einige Bakterien wirkt. Wird diese Schleimschicht verletzt - das kann eine Bißwunde, aber auch nur eine leichte Aufschürfung sein - ist die betroffene Stelle bis zur Neubildung empfindlich für Verpilzung.
Wenn sich Pilze auf der Haut von Axolotl ansiedeln, ist das erkennbar an einer weißlichen, schimmelartigen Schicht, die meist kleinflächig beginnt und dann wächst, also innerhalb kurzer Zeit an Fläche oder Stärke zunimmt. Speziell wenn ein Tier verletzt worden ist, sollte man in der Folgezeit ein Auge auf die verletzten Hautpartien bzw. Wunden haben, da hier die Wahrscheinlichkeit eines Befalls natürlich besonders hoch ist.
Die Behandlung von Verpilzungen ist in der Regel nicht allzu problematisch: Löse in einem separaten Behälter Kochsalz (ordinäres Küchensalz; kein Jodsalz) in Leitungswasser in einer Konzentration von einem schwach gehäuften Teelöffel pro Liter auf (Österreichische Leser bitte aufpassen: Da in Österreich der Verkauf von unjodiertem Speisesalz leider verboten ist, gestaltet sich die Beschaffung hier leider etwas schwierig. Unproblematisch, wenn auch teuer, ist Meersalz aus dem Zoogeschäft.). Der Behälter sollte so groß sein, daß der Axolotl darin bequem sitzen kann; ein bis zwei Liter Füllmenge sollten also reichen. Setze den befallenen Axolotl in das Salzbad und lasse ihn für zehn Minuten darin. Währenddessen versuchst du vorsichtig mit einem Wattestäbchen, den Pilzbefall so gut wie möglich abzuwischen. Dieses Salzbad wiederholst du ein- bis zweimal täglich für zehn Minuten. Nach wenigen Tagen sollte der Befall verschwunden sein. Befallene Tiere müssen nicht in Quarantäne gehalten werden, sondern können, abgesehen von den Salzbadezeiten, im Aquarium bleiben.
Als ich vor ein paar Jahren einen verletzten Axolotl mit Pilzbefall behandeln mußte und keine Ahnung hatte, wie ich das tun sollte (von den Salzbädern wußte ich damals noch nichts), habe ich die verpilzten Hautstellen mit Kaliumpermanganatlösung bestrichen (selbstverständlich mußte das außerhalb des Wassers geschehen). Die Wirkung war hervorragend; allerdings denke ich heute, daß das eine absolute Roßkur war. Immerhin, ich behalte es im Hinterkopf für den Fall, daß ich einmal mit Salzbädern nicht mehr weiterkomme.
Für Pilze wie für Bakterien gilt, daß die Tiere anfälliger für Erkrankungen sind, wenn sie gestreßt sind. Die beste Prävention ist in jedem Fall, die Streßfaktoren möglichst gering zu halten (Siehe hiezu auch die Seite "Fehlervermeidung"). Ich bin ziemlich sicher, daß in letzter Konsequenz Streß die häufigste Todesursache für in Gefangenschaft gehaltene Axolotl ist.
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Bakterielle Infektionen

Über bakteriell bedingte Erkrankungen von Axolotl weiß ich wenig mehr, als daß sie vorkommen. Grundsätzlich gilt für die Prävention, daß Erkrankungen seltener auftreten, wenn auf die Temperatur, die richtigen Wasserwerte und speziell auf Sauberkeit des Aquarienwassers geachtet wird. Symptome für eine bakterielle Infektion können vielfältig sein; sie äußern sich z.B. als Organversagen/-schwächung, Aszites (Bauchwassersucht) oder schürfwundenartige blutige Hautpartien. Ist eine Infektion eingetreten, sollten die befallenen Tiere in Quarantäne gehalten und im Aquarium mindestens ein großzügiger Wasserwechsel vorgenommen werden. Die Behandlung ist in jedem Fall Sache des Tierarztes, denn an die in aller Regel notwendigen Antibiotika wird man als Normalsterblicher gar nicht herankommen, und schon die Differenzierung einer bakteriellen von einer endoparasitischen (s.u.) Infektion verlangt Fachkenntnisse und Mittel, die der Durchschnittsaquarianer nicht hat.
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Parasiten

Bei Parasitenbefall ist zu unterscheiden zwischen Endo- und Ektoparasiten. Endoparasiten leben im Körper des Wirtstiers, sind also nicht ohne weiteres selbst sichtbar, sondern nur anhand von weiteren Symptomen zu diagnostizieren oder in Kot- oder Gewebeproben oder Abstrichen nachzuweisen. Speziell Flagellaten und andere Einzeller sind in Kotproben sehr häufig in geringer Zahl zu finden, ohne tatsächlich der Grund für Krankheitssymptome zu sein, was eine Diagnose nicht einfacher macht. Ein Tierarzt, der hier eine kritischen Befallsgröße feststellen soll, muss daher zumindest spezifische Amphibienkenntnisse haben. "Einfacher" ist das bei parasitären Würmern (zumeist Nematoden), da es hier kein "normales" Befallsniveau gibt. So oder so wird man bei einem endoparasitären Befall um den Besuch beim Tierarzt nicht herumkommen, zumal die sichtbaren Symptome vom Laien in aller Regel nicht von denen einer bakteriellen Infektion klar zu unterscheiden sind.
Ektoparasiten befallen aquatische Urodelen eher selten. Während Molche und Salamander in terrestrischen Lebensphasen oft mit (ärgerlichen, aber relativ harmlosen) Milben zu kämpfen haben, habe zumindest ich von wasserlebenden parasitären Milben noch nichts gehört (auch wenn das nicht heißt, dass es sie nicht gibt), weshalb man Milben bei Axolotln so gut wie ausschließen kann. Durchaus kritisch hingegen, wenn auch selten, sind Befälle mit Parasiten, die eigentlich von Fischen leben, wie der Karpfenlaus (Argulus), einem schildförmig abgeplatteten Krebstier, das entgegen dem, was der Name suggeriert, bis zu 13 mm Länge erreicht, und dem Ankerwurm (Lernaea), der tatsächlich kein "Wurm", sondern ebenfalls ein Krebstier von Y-förmiger Gestalt und bis zu 20 mm Länge ist. Beide würden normalerweise nicht auf die Idee kommen, einen Schwanzlurch als Wirtstier zu missbrauchen, da sie sich eigentlich vom Blut von Fischen ernähren und Gewässer, in denen (ausreichend große) Fische leben, praktisch immer frei von Schwanzlurchen sind. Werden aber die Eier dieser Parasiten in ein Axolotlbecken verschleppt (z.B. mit Pflanzen aus einem Fischteich, Futterfischen etc.) oder wird gar ein Axolotl in einen mit Parasiten verseuchten Teich gesetzt, werden auch die Axolotl befallen, und dieser Befall kann, vor allem und am schnellsten für junge Axolotl, tödlich sein.
Zur Behandlung von Argulus- und Lernaea-Befällen ist es zuallererst wichtig, die schon an den Tieren sitzenden Parasiten zu entfernen und weiterhin ein waches Auge auf seine Tiere zu haben: Möglicherweise (falls der Befall früh genug bemerkt wurde) sind nur einzelne Exemplare der Krebstiere ins Becken gekommen, die damit schon entfernt sind. Besonders gefährdete Axolotl (junge, kleine, geschwächte Tiere) sollten dennoch schon in diesem Stadium in ein übersichtliches Quarantänebecken ohne Pflanzen und Bodengrund verbracht werden, um einen Neubefall weitestgehend auszuschließen. Dabei ist von Bedeutung, dass Lernaea ihre Eier im Wirtstier ablegen (hier kann also ein Neubefall auch im Quarantänebecken stattfinden), während Argulus die Eier an Pflanzen etc. deponieren (hier kann also das Aquarium auch "verseucht" bleiben, während die Axolotl offensichtlich parasitenfrei in Quarantäne sind).
Kommt es trotz dieser Maßnahmen zu einem Neubefall, muss leider davon ausgegangen werden, dass die Parasiten schon eine "stabile" Population aufgebaut (also mindestens einmal Eier abgelegt) haben, die ausgerottet werden muss. In diesem Fall sollten keinesfalls wahllos Medikamente eingesetzt werden, die eigentlich für Fische gedacht sind (wenn auch naturgemäß Medikamente gegen Fischparasiten leider üblicherweise nur in Bezug auf Fischunschädlichkeit konzipiert sind). Unbedingt notwendig ist die Beratung mit einem fachkundigen Tierarzt und das komplette Ausräumen, Reinigen und Neueinrichten des Aquariums. Der weitere Therapieerfolg steht in den Sternen - in der Regel läuft es wohl auf das Modell "Chemotherapie" hinaus, dessen Wirksamkeit auf der Hoffnung beruht, dass die Parasiten durch eine Medikamentierung schneller und stärker geschädigt werden als die Axolotl.

Immer wieder erreichen uns im Forum übrigens Panikmeldungen von Haltern, die in ihrem Aquarium "kleine hüpfende Punkte" oder "Würmchen" festgestellt haben. Dabei handelt es sich (bei den "Pünktchen) in aller Regel um Daphnien, Cyclops, Gammarus/Hyalella oder Ostracoda, beziehungsweise (bei den "Würmchen") um Planarien (ärgerlich, aber nicht parasitär), freilebende Nematoden oder Oligochaeta, die allesamt harmlos sind (wenn es dich interessiert, kannst du mit den genannten Bezeichnungen googeln, dann findest du jede Menge an Informationen). Als Faustregel kann man sagen: Praktisch alle Kleinsttiere, die frei im Becken herumschwimmen oder -kriechen und vor allem alle, die dazu neigen, Gruppen oder Schwärme zu bilden, sind keine Parasiten und schädigen Axolotl auch sonst in keiner Weise. Kommt es allerdings bei den wurmartigen Vertretern zu Massenvermehrungen, deutet dies auf eine erhebliche Verschmutzung des Beckens hin (verursacht durch mangelhaftes Einfahren, falsche Fütterung etc.). Die Würmer sind also nicht die "Krankheit", sondern das Symptom, das uns zu geeigneten Gegenmaßnahmen befähigt. Dementsprechend ist es auch absolut sinnlos, die "Störenfriede" entfernen zu wollen. Entzieht man ihnen die Lebensgrundlage, werden sie von selbst wieder verschwinden. Wir sollten ihnen vielmehr dankbar sein, dass sie uns Indizien für eine andere echte Gefahr, nämlich ein erhöhtes bakterielles/mykotisches Erregerniveau geben.
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Mißbildungen

Im Fall von Mißbildungen bei Axolotl muß man unterscheiden zwischen degenerativen und verletzungsbedingten Mißbildungen.
Letztere sind zurückzuführen auf falsche Zusammenheilung von Verletzungen und sind nur insofern bedenklich, wie sie das Tier behindern. So ist z.B. eine Verzweigung der Kiemenäste, die nach einer Attacke eines hungrigen Artgenossen oft entsteht, völlig unproblematisch. Ebenso unbedenklich sind meist schief verheilte Zehenbrüche und dergleichen.
Wächst dagegen ein gebrochenes Bein im falschen Winkel wieder zusammen oder führt eine Verletzung gar zu einem steifen Kniegelenk, ist die schon oben besprochene Amputation ratsam, um ein korrektes Nachwachsen des deformierten Gliedes zu ermöglichen. Lediglich bei älteren Tieren (aus der hohlen Hand gesprochen: etwa ab dem sechsten Lebensjahr) sollte man außer in Härtefällen von der Amputation absehen, da hier die Regenerationsfähigkeit nicht mehr so groß ist.
Degenerative Mißbildungen dagegen sind eine ganz andere Geschichte. Sie beruhen auf einer Schädigung des Erbgutes, die zum einen durch Vererbung von den Elterntieren weitergegeben werden kann, zum anderen durch chemische Verschmutzung des Wassers in der frühen larvalen Phase hervorgerufen werden kann. Auch ernährungsbedingte Mangelerscheinungen über Generationen können diese Wirkung haben. Da in Gefangenschaft die chemische Verunreinigung des Wassers sehr unwahrscheinlich, Mangelerscheinungen in Zuchtgruppen ohne "Blutauffrischung" bzw. die genetische Schwächung durch Geschwisterverpaarung jedoch relativ häufig sind, kann in den allermeisten Fällen von Degeneration der enge Verwandtschaftsgrad der Elterntiere als Ursache angesehen werden.
Degenerative Mißbildungen prägen sich spätestens in der späten larvalen Entwicklung aus; Mißbildungen, die nach dem Erreichen der Geschlechtsreife auftreten, sind also in aller Regel auf Erkrankungen oder Verletzungen zurückzuführen. Typisch sind Zwergenwuchs, eine Verkrümmung des Rückgrats, zusätzliche Gliedmaßen oder Verformung des Unterkiefers. Eine Heilung ist nicht möglich.
Obwohl ein so deformierter Axolotl in der Natur keinerlei Überlebenschance hätte, kann er in Gefangenschaft durchaus ein "langes und glückliches" Leben führen (immer unter der Prämisse, daß keine inneren Organe geschädigt sind). Keinesfalls aber sollte man solche Exemplare zur Zucht einsetzen. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit, daß ein degeneriertes Tier fortpflanzungsfähig ist, eher gering, es kann aber nie ganz ausgeschlossen werden.
Mir ist bisher kein Fall bekannt, in dem ein degenerierter Axolotl bis ins hohe Alter gehalten wurde. Sollte das jemand versuchen, so möge er bitte ein Auge darauf haben, ob sich irgendwann Organversagen bemerkbar machen, und sich darauf einstellen, das Tier irgendwann einschläfern lassen zu müssen, um ihm weitere Qualen zu ersparen.
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Kleinere Wehwehchen


Luft im Bauch: Diese Larve hat derart viel Luft geschluckt, daß sie gezungen ist, auf dem Rücken zu schwimmen.
Gelegentlich vollführen Axolotl mehr oder weniger freiwillige Schwimmkunststücke: Mal hebt sich das hintere Ende, während das vordere auf dem Boden bleibt (ein, sorry, selten dämlicher Anblick), mal schwimmt das ganze Tier wie ein Korken an der Wasseroberfläche und kommt nicht mehr nach unten, so sehr es auch paddelt. Die Ursache ist praktisch immer, daß die Tiere Luft geschluckt und damit ihren Darm zur Schwimmblase umfunktioniert haben. Besonders Larven neigen zum Luftschlucken, wenn das Futter knapp ist. Die wenige Tage alte Larve auf dem nebenstehenden Bild hat soviel Luft intus, daß sie nicht nur gezwungen ist, an der Wasseroberfläche zu schwimmen, sondern es nicht einmal mehr schafft, sich dauerhaft von der Rücken- in die Bauchlage zu bringen.
Ein wirkliches Problem ist dieses Luftschlucken nicht. Das Bild sieht zwar grausig aus, aber die Larve ist unbeschadet aus diesem Zustand hervorgegangen.
Was allerdings ein Problem sein kann, ist der Streß, den die unerwünschte Freiheitsbeschränkung den Tieren verursacht. Schwimmt ein Axolotl mehrere Tage lang permanent oder immer wieder, muß zunächst beobachtet werden, ob ihn das überhaupt belastet: Manche Tiere schwimmen entspannt und freiwillig (warum auch immer), und in diesem Fall würde ich auch keine Gegenmaßnahmen ergreifen. Versucht ein Axolotl dagegen verzweifelt und vergeblich, am Boden zu bleiben, sollte man ihn von der Luft in seinem Darm befreien. Die Therapie ist einfach: Massage!
Dazu führst du Daumen und Zeigefinger mit sanftem Druck an den Bauchseiten des Tiers entlang. Wiederhole das ein paarmal, bis der befreiende Furz blubbernd die Erlösung verkündet (kein Scherz!). Sollte noch nicht alle Luft aus dem Darm gedrückt worden sein, wiederholst du das Procedere nach ein paar Stunden noch einmal.
Aus naheliegenden Gründen funktioniert diese Methode natürlich nur bei Tieren, die groß genug sind, um nicht dabei zequetscht zu werden. Tritt das Verhalten bei Larven auf, speziell in den ersten 30 bis 40 Tagen nach dem Schlupf, ist der Grund in aller Regel mangelhafte Fütterung. Dementsprechend kann man es deutlich reduzieren, indem man die Futterdosis erhöht, da die Larven zum Luftschlucken neigen, wenn sie hungrig sind. Und natürlich sollte man darauf achten, nur Futter zu reichen, das auch gefressen wird. Dieser Satz scheint befremdlich; tatsächlich kommt es aber immer wieder vor, dass beratungsresistente Möchtegern-Züchter versuchen, frisch geschlüpfte Axolotl-Larven mit Frostfutter oder deutlich zu großen Futtertieren wie Mückenlarven zu füttern. Das ist natürlich gleichbedeutend mit gar keiner Fütterung; die Larven werden verhungern oder sich durch Kannibalismus dezimieren.
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Literatur

Wenn du bis hierher gelesen hast, besteht immerhin der Verdacht, dass du auch vor größeren Textmengen nicht zurückschreckst. In diesem Sinne (und der traurigen Erkenntnis folgend, dass für Amphibienhalter ein gutes Buch oft hilfreicher ist als ein schlechter Tierarzt) sein dir das Standardwerk von Frank Mutschmann, "Erkrankungen der Amphibien", ISBN 978-3830440024, wärmstens ans Herz gelegt. Leider ist das Buch immer wieder mal vergriffen und dann mindestens monatelang nicht zu bekommen. Ich kann daher nur dazu raten, es zu kaufen, wenn man es irgendwo findet - sollte man es akut benötigen, ist die Gefahr groß, dass es gerade nirgendwo im Angebot ist.
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